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Die Herkunft des Namens Koglin
Familiennamen wurden im 12. Jahrhundert zunächst in den Städten des südwestlichen Deutschlands gebräuchlich. In den ländlichen Gegenden Ostdeutschland hatten sie sich spätestens im 15. Jahrhundert durchgesetzt. In der einschlägigen Literatur[1][2] ist man sich weitgehend einig, daß der Name Koglin wegen der Endung „–in“ aus einem slawischen Ortsnamen entstanden ist. Die sogenannten Herkunftsnamen, die dritte Hauptgruppe der Familiennamen, wurden den Namensträgern nach einem Ortswechsel von ihren neuen Nachbarn gegeben. Breidbach3 schreibt dazu: „…für den … Herkunftsnamen gilt, daß eine Benennung nach Orten nur dann erfolgte, wenn die fragliche Siedlung den Mitbürgern am neuen Wohnsitz bekannt war, andernfalls erfolgte eine Benennung nach der Region, beispielsweise Döring, Düring für jemand aus Thüringen …“ und schlußfolgert, daß der namensgebende Ort, sofern er nicht überregional bekannt war, in der Umgebung, höchsten in einer Entfernung von 50 km zu suchen sei. In unserem Fall fiel die Namensgebung zeitlich wahrscheinlich mit der deutschen Besiedlung zusammen. Die Bauern der neuangelegter Dörfer wurden von Lokatoren in entfernten Gebieten angeworben, kannten sich zunächst untereinander noch nicht, wohl aber die Namen ihrer Heimatdörfer, aus denen sie kamen, und wurden danach benannt.

Ende des 16. Jahrhundert heißt es Koggelin oder Kouwelin, im 17. Jahrhunderts Caulin und Anfang des 18. Jahrhundert Kugelien, Kuglin, Kogelin4, Coglin, Cogelin und Koglin. Die Lautveränderung w zu g ist typisch für das niederdeutsche Sprachgebiet, ebenso der Schwund der unbetonten Mittelsilbe. Im 19. Jahrhundert sind praktische alle Schreibweisen außer Koglin verschwunden. Dafür erscheint Koplin, wobei aber nicht sicher ist, ob dieser Name überhaupt mit Koglin in Beziehung steht.

Manche Fachleute schlagen als Herkunftsort Kowalin oder ähnlich vor, was Ort des Schmiedes bedeutet. Bei Krasnik in der Woiwodschaft Lublin südöstlich von Warschau gibt es ein Dorf Kowalin. Lorentz5 führt einen See „Gogolyno“ im Kreis Bütow bei Zukowken an, was auf „gogoli“ gleich „Teichente“ zurückzuführen sei. Gogolin heißt auch eine Stadt in Oberschlesien. Bei Kühnel6 findet sich Couenina (auf der Darguner Feldmark), 1178 Couenine, 1239 Couenin, Covnim, 1241 Coulin, 1248 Caunin, 1256 Cowelin, 1257 Coulin, 1261 Caulin von altslawich kov-, kovati = hauen, schlagen, woraus das ehemalige Coveniz bei Dargun Kr. Demmin entstanden sein soll. Dieses Variante hat insofern etwas für sich, weil das Kloster Buckow im Kreis Schlawe eine Gründung des Klosters Dargun bei Demmin war. Auch Cocolicino, was offenbar das spätere Köselitz7, 7 km südwestlich von Pyritz, ist und Colo, das spätere Kollin, 13 km südsüdöstlich von Stargard, könnten in Erwägung gezogen werden.

Bei älteren Familienforschern war die „Hugenottentheorie“ beliebt; es galt einfach als vornehm, von Franzosen abzustammen, zumal es ein Cogolin bei St. Tropez gibt. Doch die französischen Kolonien entstehen erst ab 1697 in Stargard, Kolberg, Stolp und Löcknitz, insgesamt 11 Dörfer mit 655 Refugés8.

Ähnlich verhält es sich wohl auch mit der in Nordamerika verbreiteten „Schottentheorie“, wonach der Name sich von Coughlin herleitet, zumal es auch die Formen Coglin und Koglin in Groß Britannien und den USA gibt. Richtig ist, daß es eine schottische Einwanderung nach Pommern gab. Riemann9 schreibt:

Schon um das Jahr 1546 müssen Schotten in großer Anzahl in Pommern vorhanden gewesen sein, denn in diesem Jahre ist das erste herzogliche Mandat gegen sie erlassen worden. Wir finden sie hier in der verschiedenartigsten Thätigkeit, als Männer von hohem Rufe, Gelehrte, und Wundermänner, vorzugsweise aber suchen sie als Händler, Krämer und Hausirer in den in den verschiedensten Zweigen des Handels ihren Erwerb.
Doch sie waren keine Bauern wie alle frühen Koglin!

Wir haben mit der Hufenklassifikation10 von 1717/1910 ein ausgezeichnetes Hilfsmittel, um uns ein Bild von der frühen Verbreitung der Familiennamen zu machen. Koglin – auch in der Form Kuglien, Kugelin, Keglin, Kügelin – kam unter rund 16.000 Namen auf vergleichsweise engem Raum sechzehnmal vor; davon allein in Porst sieben- und Sydow dreimal. Die relativ große Zahl, deutet auch darauf hin, daß es keinen gemeinsamen Stammvater gab.

Kachlin_Bublitz

Als Bischof Friedrich von Eichstädt 1339 Dreiviertel des Landes Bublitz als Kammergut erwarb, blieb das Viertel östlich von Bublitz ein Lehen des Geschlechts Kameke11. Diese waren 50 Jahre vorher noch auf Usedom begütert gewesen. Es liegt nahe, daß die neuen Besitzer des Landes die Siedler aus ihrer alten Heimat holten. Um 1350 war die Hochzeit der Ostwanderung schon vorbei, aber infolge eines offenbar beträchtlichen Bevölkerungs­überschusses konnte … die Besiedlung … bald überwiegend von Deutschen getragen werden, die bereits von im Lande heimisch gewordenen Siedlern abstammten12. So gibt es Orte mit ähnlichen oder gleichen Namen auf Usedom-Wollin und im ehemaligem Kreis Bublitz:

• Dargen – Dargen13
• Reckow – Reckow14
• Korswandt - Kursewanz
• Karzig – Karzin
• Pritter – Priddargen
• Tessentin15 – Tessentinsee

Und es gibt dort nicht nur das Dorf Camminke, von dem sich der Name Kameke ableitet, sondern auch das Dorf Kachlin, heute ein Ortsteil von Dargen. 1238 erstmals erwähnt, erscheint es in den Urkunden als Gagellyn, Gaghelyn, zur Zeit der schwedischen Landesaufnahme Ende des 17. Jahrhundert als Gackelin. Die Vermutung ist gewagt, aber könnte es nicht sein, daß hieraus Koglin entstanden ist? Die kürzeste Entfernung über Wollin beträgt nur 170 km; das kann man zu Fuß leicht in einer Woche, mit dem Pferd in der halben Zeit schaffen. Man war also nicht aus der Welt; die Verbindung mit der alten Heimat hat sicherlich noch einige Jahrzehnte bestanden.

Der Dorfname auf Usedom veränderte sich von Gagellyn, Gaghelyn zu Kachlin; in der Umgebung von Bublitz wurde aus Koggelin oder Kouwelin Kugelien, Kuglin, Kogelin und Koglin. Etwas zweifelhaft ist der Wechsel des Vokals a zu o, aber doch nicht undenkbar.

[1] Albert Heintze: „Die Familien-Namen von Stolp…“, Stolp 1866, S. 32.
[2] Rosa und Volker Kohlheim: „Duden Familiennamen“, Mannheim 2005, S. 389.
[3] Dr. Winfried Breidbach, Universität Leipzig: „Gutachten zur Herkunft und Bedeutung des Familiennamens Koglin“.
[4] Angeblich KB Porst Ende 17. Jahrhundert. Noch nicht verifiziert.
[5] Friedrich Lorentz: „Slawische Namen Hinterpommerns“, Berlin 1964, s. 34.
[6] P. Kühnel: „Die slawischen Ortsnamen in Mecklenburg“, Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. - Bd. 46 (1881), S. 3-168.
[7] Pommersches Urkundenbuch 11.1, Nr. 257: „Herzog Barnim I bestätigt dem Johanni-terorden die Besitzungen ...“, Nr. 467 und 388: „Herzog Warzilaw bestätigt dem Kloster Dargun den Besitz der Dörfer ...“
[8] G. Kratz, Bearbeiter: „Die Geschichte der Städte der Provinz Pommern“, Nachdruck 1973, Ständig oHG, Walluf bei Wiesbaden.
[9] H. Riemann: „Die Schotten in Pommern …“,Zeitschrift für Preußische Geschichte und Landeskunde, Bd. 3, S. 597-612, A. Bath Berlin 1866. [10] B. Koglin: „Die Namen der Blanckenseeschen Hufenklassifikation in Hinterpommern 1717/19“. Hersg. Pommerscher Greif e.V. ISBN 978-3-941138-35-2.
[11] Pommersches Urkundenbuch IV, S. 278: Petrus de Kameke verkauft das Dorf „Cameke“ auf Usedom.
[12] Rudolf Benl: „Deutsche Geschichte im Osten Europas - Pommern“, H. Buchholz, Herausgeber, Siedler Verlag.
[13] Auf Dargun weist schon K. F. Hasselbach hin in Codex Pomeraniae diplomaticus, S. 88.
[14] Reckow gibt es aber auch in den Kreisen Cammin, Greifenhagen, Regenwalde, Lauenburg und Bütow.
[15] Tessentin - ein untergegangenes Dorf in der Nähe von Heringsdorf.

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